Das Deck wirkt aufgeräumt, der schmale
Weg am Seezaun nach vorne ist durch entsprechende Nirohandläufe
gesichert und ohne Fußfallen, der Boden ist mit einer Antislipstruktur
im Laufbreich versehen und vermittelt einen sicheren Stand. Dir Dimensionierung
von laufendem und stehendem Gut ist angemessen, die Ausführung
insgesamt wertig.
Die Großschotbelegung an der Steuersäulen
grenzt die Trimmmöglichkeiten des Goß etwas ein, ein Traveller
ist nicht vorgesehen. An der spielfreien, aber etwas synthetisch wirkenden
Steuerung scheiden sich die Geister: Boshafte Zeitgenossen werden an
einen Autosacooter erinnert, ein "richtiges Rohr oder eine Pinne"
wird sich der ambitionierte Segler wünschen, einzig der Motorbootfahrer
ist zufrieden... Die Steuersäule wiederum steht wie eine Eiche,
nichts wackelt, klappert oder zittert. Platz für Kompass und sonstige
optionale Instrumrnte ist auch vorhanden. Auch die Sitzposition ist
passend, was allerdings auch "bei Lage" noch zu prüfen
wäre.
Unter Deck setzt sich der (über Decks-)
Qualitätseindruck fort. Ein angenehm heller, mit hellem Holz ausgestatteter
Salon empfängt mit Stehhöhe, die Holzarbeiten sind von guter
Qualität. Die hellen Polster wirken hochwertig und gediegen, aber
wenn ich an einem rotweinseligen Bordabend denke, wäre mir ein
dunklerer und vor allem feutigkeitsabweisender Stoff lieber. Der Toilettenraum
bietet beinahe Stehhöhe und kann nachEignerwünschen ausgebaut
werden. Plätze für Kühlbox und Pantry sind vorhanden,
eine Kartenecke fehlt (leider). Die Heckkojen lassen reichlich Platz
für 2 Personen. Das Gleiche gilt auch für die V-Koje im Bug.
Die Elektrizität ist sauber ausgeführt, Kabel und Schalttafel
sind ausreichend dimensioniert, Platz für eine 2. Batterie ist
vorhanden.
Fazit
Wer braucht so ein Schiff? Die selbsternannten
Experten und Segelgurus in den verschiedenen Medien sparen jedenfalls
nicht mit Kritik an diesem "Zwitter". Das kann man sich unreflektiert
zu eigen machen, wenn man (noch) keine Meinung hat oder gerne Anderen
naqch dem Munde redet. Man kann sich aber auch selbstkritisch fragen,
was ist für mich persönlich notwendig, wichtig, wünschenswert,
vernachlässigbar?
Wer ein reviertaugliches Schiff für
die großen Ströme. Binnen- und Küstengewässer sucht,
gemächlich über Kanäle schippern will, sicher zu Berg
fahren möchte, auch untiefe Ankerplätze nutzen will, die Option
einer schnellen Reise auf eigenemKiel oder am Haken der Familienkutsche
in begrenzten Zeitfenster schätzt, wird sich unweigerlich mit dem
ODIN-Konzept auseinander setzen müssen. Wer Siege bei Vereinsregatten
anstrebt und lange Blauwasserfahrten durchführen will, Onassis
kennt oder in Saint Tropez seinen Drittwohnsitz hat, für den gibt
es sicher Besseres und Hochpreisigeres. Wer jedoch als Wassersportler
ohne Dünkel und Vorurteile die Möglichkeit sucht, Segel- und
Motorboot- in einer Konstruktion kostengünstig vereint- zu nutzen,
hat es relativ leicht:
Für das hier skizzierte Nutzungsprofil
gibt es nicht viele Anbieter und konstruktiv insgesamt überzeugende
Lösungen; und hier ist die probegefahrene ODIN nova de lux eine
echte Alternative.
Volker Ehler
Segellehrer, Skipper, seit 30 Jahren (auch)
Motorbootfahrer und (Blauwasser-) segler